Beantwortung der Frage: Was ist digitale Aufklärung?

Digitale Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten digitalen Unfä­higkeit. Digitale Unfähigkeit ist das Unvermögen, sich der digitalen Werkzeuge ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unfähigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel der digitalen Werkzeuge, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich ihrer ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Habe Mut, dich der digitalen Werkzeuge zu bedienen! ist also der Wahlspruch der digitalen Aufklärung.

Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung losgesprochen, dennoch gerne zeitlebens digital unfähig blei­ben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so be­quem, unfähig zu sein. Habe ich einen Systembetreuer, der für mich fähig ist, einen Informatiker, der für mich Programmcodes ersinnt, einen Informatiker, der für mich die Daten verarbeitet, so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig es selber zu tun; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Denn keiner, der sich zu ihren Vormündern vermöge seiner Expertise aufzuschwingen vermöchte, wird jemals seine Hilfe verweigern, ist dies doch die vornehmste Art der Computerexperten, mit anderen Menschen überhaupt in Kontakt zu treten. Die Angst des größten Teils der Menschen ihrerseits ist ausnahmslos eine eingebildete und vorgeschützte. Keiner, der sich zu ihren Vormündern vermöge seiner Kunst aufzuschwingen ver­möchte, wird jemals sagen, dass es gefährlich sei. Denn Datenverlust und allerlei Ungemach wird sich vermeiden lassen, wenn man nur die Taste F1 kennt und gescheite Kombinationen wie: Strg + S und Strg+Z; allein ein eingebildetes oder aus Unkenntnis kolportiertes Beispiel von der Art macht doch schüchtern und schreckt gemeiniglich von allen ferneren Versuchen ab.

Es ist also für jeden einzelnen Menschen schwer, sich aus der ihm beinahe zur Natur gewordenen Unfähigkeit herauszuarbeiten. Er hat sie sogar liebgewonnen und ist vorderhand wirklich nicht im Stande, sich seiner eigenen Tastatur noch seiner Maus zu bedienen, alldieweil seine Bewe­gungs­kräfte zu grobschlächtig sind und seine Unkenntnis der einfachsten Maßgaben, nach de­nen die digitalen Werkzeug zu bedienen sind, als die Fußschellen einer immerwährenden Unfähig­keit sich erweist.
Dass solcherlei Menschen durch Bildung und Schulung sollten digital fähig werden, ist nun nicht zu erhoffen. Denn man lernt nichts Gutes, außer man tut es. Und hier liegt der zuvörderst zu benen­nende Wert digitaler Werkzeuge.

Lernen durch Probehandeln mit Symbolen und Imaginationen ist in der Tat verdrießlich und meistenteils unanschaulich, so dass es zu einem Erfolg oftmals nicht kommen mag. Lernen durch Probehandeln mit Werkstoffen und Werkzeugen, als da Holz und Hammer und Säge und Nagel zu nennen sich anböten, ist zwar anschaulich, führt aber zu blutigen Daumen und krummen Nä­geln und wird auf die Dauer den Schatzmeister besorgt dreinschauen lassen. Es haben die meisten Menschen eine solche Meinung vom Lernen, die indes nichts weniger als zutreffend ist. Sie haben diese Meinung vom Lernen aus der Schule, aus dem Orte, wo sie wahrscheinlich am wenigsten von allen Orten gelernt haben, an denen sie sich je aufgehalten. Allenthalben sonst haben sie gehan­delt und daraus gelernt.

Lernen durch Probehandeln mit digitalen Werkzeugen ist anschaulich und führt zu keinerlei Be­schwernis in der wahren Welt. Einzige Bedingung ist ein Mindestmaß an Eifer und Wissbegierde, eine durchdachte Aufbewahrung der Wissensinhalte sowie die intime Kenntnis der Tastaturkombi­nation Strg+Z, die jeden gescheiterten Versuch ungeschehen machen kann.

Man kann es lernen, denn man kann es tun; billig, so oft wie nötig, ohne Schmerzen, ohne Müh­sal und Pein. Das Wissen, wie es geht, ist nimmer weiter weg als ein paar Klicks mit der Maus. Die heilige Schrift erklärt sich selber, wie unsere Pfarrer und Theologicae nicht müde werden zu verkünden: Was du im Deuteronomium nicht verstehst, wirst du im Propheten Jesaja gedeutet fin­den; und umgekehrt. Ein Gleiches gilt für die digitale Welt: Was du beim Formelschreiben in der Tabellenberechnung nicht verstehst, wird in einem Film mit bewegten Bildern im Internet dankenswert anschaulich erklärt, und wenn du diesen Film mit deiner Meinung aufwerten möchtest, wirst du es mit Fertigkeiten tun können, die du bei der Textverarbeitung gelernt hast.

Wohl haben wir weiter oben Eifer und Wissbegierde genannt, die zu Lernerfolg führen werden. Es fehlt noch eine entscheidende Ingredienz, welche wahren freien Gang ermöglicht: Der Stolz. Der Stolz darauf, die Dinge selbstbestimmt und frei zu tun, die zu erlernen mir möglich ist, und die Freude darüber: Die werden wohl eines der größen Ziele aller wohl geratenen Menschen sein. Und zwar nicht etwa um der größte Zampano im Großraumbüro zu sein, sondern um anderen helfen zu können, denen ein freier Gang aus welchen Gründen auch immer verwehrt bleibt.

Habe Mut, dich der digitalen Werkzeuge zu bedienen! ist also der Wahlspruch der digitalen Auf­klärung. Sei neugierig: Frage nach, es geht mit Sicherheit. Sei clever: Prüfe, ob es nicht besser geht mit einem digitalen Werkzeug. Sei mutig: Tu’s einfach, wenn es schief geht, weißt du immerhin, dass es so nicht funktioniert. Sei stolz: Du kannst es, und du kannst anderen helfen.

Berlin in Preußen, den 11. März 2021

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